· 

Back to nature - Warum Dreck gut für dein Kind ist


Gibt es etwas schöneres als in der Natur zu spielen?

Ja! Mit der Natur zu spielen! Mit Sand, Wasser, Erde, Matsch, Lehm, Steinen und und und. Mit Naturmaterialien zu spielen macht einfach Spaß und bringt den Kindern die Welt ein Stück näher.

 

Im laufe meiner Berufsjahre habe ich immer wieder feststellen müssen, dass Eltern, besonders im Frühling und Sommer, nicht wirklich begeistert sind, wenn ihre Sprösslinge ganz intensiv die Natur erleben.

Warum? Weil das Erleben der Natur auch Dreck bedeutet. Teilweise könnte man die Kleidung der Kinder hinstellen, oder auswringen. So intensiv haben sie mit den Materialien die die Natur bietet, gespielt. 

 

Wie oft musste ich hören "Bitte achtet drauf, dass sich mein Kind nicht zu schmutzig macht."; oder "Also wenn mein Kind mit Matsch spielen möchte, dann zieht ihm doch bitte die Matschsachen an." - ja, sowas hören Erzieher auch auch bei Sonnenschein und warmen Temperaturen.

Dann gibt es die Fraktion Eltern die zu ihren Kindern sagen: "Wie siehst du denn schon wieder aus?"; "So kommst du mir aber nicht ins Auto!" oder "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst deine guten Klamotten nicht dreckig machen?".

 

Auch mein Sohn musste sich diverse Sätze schon anhören. Nicht von mir oder meinem Mann, aber von den Großeltern oder Bekannten. Es ist bestimmt nicht böse gemeint! Dennoch, mich stört es enorm wenn mein Kind sowas hören muss! Denn mein Kind darf und soll sich dreckig machen! Glücklicherweise besitzen wir nämlich eine Waschmaschine! 

 

Was sagt man seinem Kind, wenn man ihm das Dreckigmachen untersagt?

 

Ein Kind was sich nicht dreckig machen darf, darf im Grunde genommen nicht spielen, es darf nicht lernen! Sie lernen die Welt nicht durchs angucken, sondern durch das spielerische Entdecken kennen! Sie müssen sie mit ihren Händen, mit ihrem Körper anfassen und be- greifen. Dazu gehört es mit der Natur zu experimentieren. Matsch zu produzieren, Wasser fließen zu lassen - ja, auch über die Hose und den Pulli.

Kinder müssen, robben, rennen, klettern, kriechen und buddeln, dabei kann man nicht sauber bleiben!

Die Natur ist für unsere Kinder eine Abenteuerwelt, die mit allen Sinnen erforscht werden muss! Nur so können sie verstehen wie die Welt funktioniert und nur so können neue Nervenbahnen im Hirn gebildet und verbunden werden.

 

Kinder lernen in jeder Situation - Spielen bedeutet Lernen

 

Man verkennt das Wort 'Spielen' oft! Es steckt so viel mehr dahinter, als eine stupide Tätigkeit, die man scheinbar ohne äußeren Zweck begeht. Spielen bedeutet Lernen!

 

Je intensiver man spielt, desto intensiver und nachhaltiger lernt ein Kind!

 

Jeder kennt bestimmt die Situation in der man sein Kind anspricht und es nicht reagiert. Wenn man es erst anfassen muss, um es zurück in unsere Welt zu holen. Das sind die wertvollsten Spielsituationen. Die Situationen in denen eure Kinder ganz intensiv und konzentriert lernen! Auch wenn es für Außenstehende nicht immer so aussieht. 

 

 

 

 

Ein Beispiel:

 

Mein Sohn saß letztens auf unserer Terrasse und untersuchte ein Blatt. Er drehte und wendete es und rupfte es auseinander. Er merkte gar nicht, dass ich mich recht nah zu ihm gesellte. Als das Blatt so klein war, dass man nichts mehr abrupfen konnte, machte er sich auf den Weg ein neues zu suchen. Er entdeckte es in einem mit Wasser gefüllten Blumentopf. Hand rein und nach dem Blatt gegriffen. Plötzlich war das Blatt uninteressant, denn sein Ärmel war auf einmal nass. Wieder tunkte er seine Hand ins Wasser. Das wiederholte er mehrfach, bis er sich den Blumentopf nahm und über sich schüttete. Verdutzt guckte er mich an, runzelte die Nase und Stirn und sagte immer "Na, na" was nass bedeutet.


Was hat mein Kleiner in dieser Situation gelernt?

 

Wasser ist nass. Das Wasser ist kalt. Der Ärmel vom Pullover saugt das Wasser auf. Das Blatt im Blumentopf schwimmt. Er hat die Schwerkraft erlebt, als er das Wasser über sich schüttete. Der Pulli saugt das Wasser nicht komplett auf. Das Gefühl in nasser Kleidung zu stecken ist nicht besonders gut...

 

Hätte ich meinem Kind nicht erlaubt sich dreckig, bzw nass zu machen, hätte er keine Chance gehabt diese Lernsituation zu erfahren. Es klingt vielleicht banal, aber solche kleinen Situationen sind es, die das Leben der Kleinen unheimlich bereichern. Sie bieten die Grundlage für viele weitere Schlüsse, welche sie aus anderen Situationen ziehen, die auf dem Wissen basieren, das hier erworben wurde. 

 

Dreckig machen gehört zum Kinderleben dazu!

 

Ich kenne kein Kind was sich vor Dreck oder Wasser ekelt. Jedes Kind hat von Natur aus ein gesundes Interesse an Schlamm, Erde, Steinen, Stöcken etc. und das ist auch gut so!

Gibt es denn was schöneres als nach einem Regentag nach draußen zu gehen und in Pfützen zu springen? Zu erleben wie das Wasser umherspritz? Zu schauen wie tief die Pfützen sind und zu erkunden was sich in den, meist schlammigen Pfützen, für Schätze verbergen? Wenn wir, die Erwachsenen die schon wissen, das auf dem Pfützengrund wahrscheinlich Steine und dreck liegen; wenn wir, die wissen wie schlammig sich das anfühlt;

wenn wir kommen und das kindliche Tun mit den Worten "Matsch nicht so rum, du wirst ja noch ganz dreckig." unterbrechen, dann nehmen wir dem Kind Erfahrungswerte. Erfahrungswerte die sie nur machen können wenn sie es selber ausprobieren und herausfinden. 

 

 

Dreck reinigt den Magen,

 

hat meine Oma immer gesagt.

Es schadet tatsächlich nicht wenn Kinder mal eine Hand Sand essen. Oder die Matschplörre trinken, die sie Kaffee nennen. Auch das sind Erfahrungswerte. Und ich kann euch die Angst nehmen, die wenigsten Kinder finden Gefallen am Sand essen und spucken und ihn sofort wieder aus. Eine Wiederholung ist eher ungewöhnlich. Natürlich ist es ratsam darauf zu achten welchen Dreck sie sich in den Mund stecken. Auf Spielplätzen ist, besonders im Sandkasten oft mehr zu finden, als nur der Sand und Blätter. Zigarettenstummel und Scherben sollten definitiv niemals probiert werden! 

 

Aber wir sollten unseren Kindern den Freiraum lassen, sich in der Natur auszuprobieren. Auf Bäume zu klettern, sich  über den Waldboden rollen zu lassen. Mit Matsch zu kochen und sich auch mir Matsch vollzusauen. Staudämme aus Sand, Steinen und Stöcken zu bauen. Wir sollten ihnen die Möglichkeit offen lassen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Auch wenn das bedeutet, dass wir unsere Kinder dreckig mit nach Hause nehmen.

 

Ganz nach dem Motto von Maria Montessori, schließe ich hiermit meinen Artikel zum Thema dreckig machen:

 

"Wenn Sie Ihr Kind heute sauber aus der KiTa abholen, dann hat es nicht gespielt und nichts gelernt!" 

 

Ich hoffe, dass mehr Kinder in den Genuss des intensiven Erlebens der Natur kommen dürfen, ohne negativ dafür Bewertet zu werden.  Dreck ist gut für dein Kind, denn es zeigt, dass es sich mit seiner Umwelt auseinander gesetzt hat.

 

 

Wenn ihr Interesse daran habt, dass sich euer Kind auch zu Hause intensiv mit Wasser und Sand beschäftigt, dann schaut euch doch mein Matschitsch DIY an.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Katrin (Sonntag, 08 April 2018 19:03)

    Ein toller Artikel!
    Sehr gut geschrieben.
    Sehe es genau so wie du.
    Mach bitte weiter so

  • #2

    Luninie (Sonntag, 08 April 2018 22:15)

    Vielen Dank!
    Mich freut es sehr, dass du der gleichen Meinung bist. Es ist so wichtig, dass sich die Kleinen frei entfalten können!